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[Rezension] Alison Maloney: Life Below Stairs

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  • Originaltitel, 2011
  • Genre: Sachbuch
  • keine deutsche Übersetzung
  • Bewertung: 4 von 5 Sternen

True Lives of Edwardian Servants – der Untertitel drückt schon sehr deutlich aus, worum es sich bei diesem Buch handelt: das Leben der Dienstboten zur Zeit von Edward VII.
Wobei der Zeitraum auch etwas größer ausgelegt ist. Manchmal wird auch von Begebenheiten erzählt, die sich um 1880 oder auch 1920 ereignet haben.
Um 1900 war die Welt aus Sicht der britischen Upper Class noch in Ordnung. Es gab viele Dienstboten und die meisten wussten ganz genau, wo ihr Platz im Leben war.
16 Stunden Tage, 7 Tage Woche waren eher die Regel als die Ausnahme. Viel Geld gab es auch nicht, aber noch waren die Möglichkeiten sehr begrenzt. Gerade für Frauen gab es kaum andere Möglichkeiten zum Geld verdienen (wenn man von der Prostitution absieht).
In neun Kapitel erfährt man alles wesentliche über das Leben der Dienstboten. Das beginnt mit ihrem sozialen Hintergrund, Bezahlung und natürlich welche Arbeiten sie erledigen mussten.
Sehr großen Wert wurde auch unter dem Personal auf eine strickte Hierarchie gelegt. Das führte zum Beispiel dazu, das ein Hausmädchen es nicht nötig hatte, ihr Zimmer selbst zu putzen Dafür gab es andere Mädchen, die auf der sozialen Leiter viel weiter unten standen.
Dazu gibt es Schilderungen des normalen Arbeitstages in einem englischen Landhaus.

Aufgelockert wird das Buch durch ehemalige Dienstboten, die sich an ihre Jugend und ihre Arbeit erinnerten. Ab und zu kommen aber auch ältere Adlige zu Wort, die mit einer gewissen Wehmut an die gute, alte Zeit zurück dachten.
Dabei bezieht sich die Autorin sehr oft auf ein anderes Buch (Frank Dawes, Not in front of the Servants, 1989), das ich manchmal den Eindruck hatte, ich könne auch gleich das andere Werk lesen. Weshalb ich mir es bestellt habe… ;)

Auch die Schattenseiten werden nicht verheimlicht. Viele der weiblichen Dienstboten wurden Opfer von sexuellen Übergriffen. Manchmal war es „nur“ eine Verführung, aber auch oft genug Vergewaltigung. Die Dame des Hauses verschloss meistens die Augen davor, was ihr Mann oder Sohn mit dem Personal so trieb, es sei denn das Mädchen wurde schwanger. In dem Fall wurde es fristlos entlassen und die meisten dieser Mädchen landeten auf der Straße.
Manches mal ist es aber auch zum Schmunzeln. So berichtet ein ehemaliges Dienstmädchen, das es nach dem Staubsaugen immer den Dreck seiner Herrin vorzeigen musste, den der funkelnagelneue Staubsauger gesaugt hatte. Da die Herrin nur zufrieden war, wenn sie viel Dreck zu sehen bekam, mischte das Mädchen immer noch großzügig den Dreck früherer Tage dazu…^^

Fazit: Ein informatives Sachbuch über das Leben der Dienstboten, interessant geschrieben, dabei mit knapp 200 Seiten auch kurz und knapp gehalten.

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