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[Rezension] Sue Townsend: Die Queen und ich

  • Originaltitel: The Queen and i, 1992
  • Bewertung: 4 von 5 Sternen

Es ist Wahltag in Großbritannien. Queen Elizabeth sitzt vor dem Fernseher wie Millionen ihrer Untertanen und wartet gespannt auf das Ergebnis.

Die BBC meldet das entsetzliche Ereignis – der neue Premier ist der radikale Jack Barker. Als eine der ersten Aufgaben wird die Monarchie abgeschafft und die Queen wird mit ihren Mann zu Rentnern. Aber natürlich keine gut situierten Pensionäre, stattdessen bekommen die beiden alten Leutchen Sozialhilfe und werden in die Siedlung Hellebore Close untergebracht. Da bei dem Straßenschild fünf Buchstaben fehlen, steht dort nun nur noch Hell Close. Auch die restliche Familie wird in ähnlich zugigen Reihenhäusern untergebracht.

Die Erstausgabe des Buches erschien 1992 und dadurch wirkt manches ein bisschen angestaubt. Diana und die Queen Mum weilen noch unter den Lebenden und William und Henry sind verzogene Kinder. Trotzdem macht es Spaß, das Buch zu lesen.

Wie sich die einzelnen Charaktere in der fremden Umgebung schlagen, ist wirklich toll gezeichnet. Die Queen Mum schmuggelt aus dem Palast heraus jede Menge Gin. Anne erscheint als patente, allein erziehende Mutter – die einzige in der Familie, die die Anweisungen des Premiers ernsthaft beachtet und passende Kleidung mitnimmt.
Prinz Philip steht unter Schock – er verbringt seine Zeit damit, sich ins Bett zu legen und von früheren Zeiten zu träumen.
Diana trauert ihren schönen Kleidern hinterher und kommt generell als naives Dummchen daher während ihr Mann Charles eifrig den Garten kultiviert und sich die Haare wachsen lässt. Begeistert ist Charles auch von eine der Nachbarinnen, die ihn mit einer üppigen Figur und vulgärer Kleidung zum Schwitzen bringt.

Neben der Königsfamilie gibt es noch weitere Nebenfiguren – so die nervtötende Sozialarbeiterin, die die Königin immer wieder besucht und die so grauenhaft reizend ist, das ich es der Königin nicht verdenken kann, das sie die Frau nicht sehen will.
Witzig fand ich auch, das der Hund, der mit der Queen umgesiedelt, eine größere Rolle spielt. Kleinere Abschnitte werden aus seiner Sicht geschildert und der ehemalige Schoßhund Harris schließt sich schnell einer Gang von Straßenhunden an und genießt sein Leben fortan.

Der Humor in dem Buch ist wirklich bitterböse und rabenschwarz, aber gerade das gefällt mir so sehr an dem Buch.
Ein Kritikpunkt ist aber die deutsche Übersetzung. Den Dialekt, der in der Sozialsiedlung gesprochen wird zu übersetzen ist bestimmt schwierig, wenn es überhaupt möglich ist. Aber Sätze wie der folgende Abschnitt fand ich ziemlich gruselig zum lesen:

„Die haben gesagt, er hätt das ganze Blei vom Kirchendach geklaut, aber das is ´ne gemeine Lüge.“ Die anderen Frauen scharten sich um die schluchzende Frau und streichelten sie beruhigend. „Angst hat er gehabt vor Höhe! Ich bin´s immer gewesen, die wo sich auf´n Stuhl hat stellen müssen, um ´ne neue Glühbirne reinzuschrauben.“ (S. 79)

Wahrscheinlich wär es besser gewesen, das Buch im Original zu lesen.

Fazit: Bitterböse Satire auf die britische Monarchie.

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